Bosnien

„Bosnien“ heißt meine Fotografikserie mit auf Silberkarton gedruckten Offsetbildern. Die Motive entstammen alten Katalogen und Reisebüchern. Mit dieser als Unikat existierenden Serie, die zugleich als Buch – gedruckt auf Werkdruckkarton – in einer 17er Auflage existiert, reagierte ich auf den Jugoslawienkrieg, noch ehe er seinen Höhepunkt in den kriegerischen Ereignissen im Kosovo fand. In die Bilder eingebettet sind Zeugenaussagen für das Den Haager Kriegsverbrecher-Tribunal in den Original-Handschriften in serbo-kroatischer Sprache.

Übersetzungen der Zeugenaussagen:

Zur Serie Bosnien: Bild 05

Einer von denen hat auch mich gesucht und meinen Sohn. Ich habe nichts gesagt, weil ich nicht wollte, dass auch mein Sohn umkommt, wenn ich schon sterben muss. Ich wollte, dass wenigstens er lebendig bleibt Sie haben mich aus dem Schlafraum herausgezerrt und ins Dunkle gebracht und mir gesagt, dass ich entweder 50 Deutsche Mark sammeln müsste oder er mich umbringen würde. Ich habe gesagt, dass ich es nicht habe. Er hat mich geschlagen und in den Schlafraum zurückgebracht und gesagt, dass ich noch eine halbe Stunde Zeit hätte, um 50 Deutsche Mark zu finden, oder er werde mich umbringen. Ich kam in den Schlafraum zurück und verlangte von den Menschen 50 Mark. Sie haben es nur geschafft, 20 Mark zu sammeln, da auch sie selbst nichts hatten wie ich. Nach einer halben Stunde hat der Wärter von mir das Geld verlangt Ich gab ihm die 20 Mark und sagte, dass ich sonst nichts mehr hätte. Er meinte dann, dass ich bis morgen früh Zeit habe, um den Rest zu finden. Als er gegangen war, suchte ich im Schlafraum das Geld. Aber da keiner was hatte, konnte ich das Geld nicht sammeln. Aber an dem Abend gab es zwischen den Wärtern irgendwelchen Ärger, während sie ein Lamm buken, so dass diese Soldaten verschwanden und nie wieder kamen. Nach zwei Tagen habe ich denselben Wärter gesehen, wie er von anderen Geld und Gold verlangte. Wer kein Geld hatte, wurde geschlagen, dem wurden die Beine und Hände gebrochen. Sie wurden geschlagen, bis sie in Ohnmacht fielen. Die haben jeden Abend mehrere Personen rausgeholt und geschlagen und misshandelt Manche haben mit großen Leiden überlebt, während andere schon nach einer halben Stunde oder nach mehreren Tagen gestorben sind. Viele wurden auch in andere Lager gebracht Manche wurden mit offenen Lastwagen zur Arbeit weggefahren, die kamen nie wieder zurück. So ist auch unser Kommandant namens FEHO geendet, der auch zu einer Arbeit weggebracht wurde und nie wieder zurückkehrte. Die Wärter haben in einer Nacht in dem Schlafraum Nummer drei um die 98 Menschen umgebracht und an die 50 verletzt, um später die Verletzten und die Toten auf einen Lastwagen zu schmeißen und nach Omarska wegzubringen. In der Nacht danach haben die Serben etwa 30 Personen umgebracht und etwa 30 verletzt und alle zusammen wieder ins Lager Omarska gebracht Die Serben haben diese Menschen auf üble Weise umgebracht, so als ob diejenigen Helden wären, die unschuldige Menschen umbringen und Machtlose im Lager gefangenhalten.

Zur Serie Bosnien: Bild 10

Neben dem sogenannten Dule stand ein anderer Soldat, den ich nicht erkannt habe, mit einem ziemlich großen Messer in der Hand. Der Soldat hat gesehen, dass ich ihn anguckte, und hat versucht, mich mit dem Messer zu stechen. Ich bin nicht ausgewichen, und der nächste Stich hat mich am Kopf getroffen, wo ich auch heute eine Narbe trage. Mir war das Blut über den ganzen Kopf geflossen. Der mich gebracht hat, schlug mich mit dem Gewehr und schrie, dass ich vor mich hin gucken soll. Nach 10 Metern kamen wir zu den Räumen, wo auch mein Sohn war. Wir gingen in einen Saum rein, und ich bin auf den ersten Stock von einem Bett geklettert und habe meinem Sohn gesagt, er solle runtergehen, weil sie ihn sprechen wollten. Er hat sich angezogen und ging mit mir die Treppen runter. Er sagte, dass, wenn ich überlebe, ich mich um seine Familie kümmern solle. Als wir in der Garage ankamen, begannen zwei Soldaten, ihn zu schlagen. Als ich dazuging, haben sie mich weiter weg getrieben. Der Soldat, der mich die ganze Zeit geführt hatte, brachte mich zum Kommando, wo der Lagerkommandant Zeljko Meakic gesessen hat Der Soldat fragte, was wir machen sollten mit dem Alten. Zeljko meinte, dass sie mich ins Zimmer bringen sollten. Ich habe von dort schlimme Geräusche gehört und die Stimme von meinem Sohn erkannt Ich hörte hässliche Befehle, die was zu tun hatten mit dem Abreißen von Geschlechtsorganen. In der Zwischenzeit haben sie auch einen dritten Lagerinsassen rausgebracht Diese schlimmen Leiden haben bis 18 Uhr gedauert Während die Misshandlungen andauerten, haben sie über die Lautsprecheranlage dauernd ein Lied gespielt, das heißt Lass mich leben, berühre mein Glück nicht.

Das war der hässlichste Tag meines Lebens. An diesem Tag hatte ich den Dusan Tadic, Dule genannt, erkannt zwischen den Soldaten, die ein unvorstellbares Massaker angerichtet haben. Von meinem Sohn und zwei anderen ist bis heute jede Spur ausgelöscht Mich haben sie am 6.8.92 ins Lager Manjaca gebracht bis zum 26.8.92. Ich bin mit Minderjährigen wieder zurück ins Lager Trnopolje gebracht worden. Dort blieb ich bis zur Öffnung des Lagers. Dann hat uns eine internationale Organisation übernommen.

Zur Serie Bosnien: Bild 15

viel Infanterie. Wir waren alle versammelt Die Armee hat in jedes Haus hineingeguckt und abtransportiert, was denen gefiel, und alle Männer ab 13 ohne Altersgrenze gesammelt und weggebracht auf eine Kreuzung. Die jungen Frauen wurden weggebracht und vergewaltigt Und es wurde ihnen das Gold und das Geld geklaut Nachdem wir uns versammelt hatten, transportierten sie uns gemeinsam nach Omarska. Die Männer hat man sofort geschlagen, und ich habe auch viele Schläge im Autobus bekommen, mit einem stumpfen Gegenstand. Ich wusste nicht, was das war, weil unsere Köpfe nach unten gedreht worden waren. Als wir ankamen, haben sie uns erstmal durchsucht und uns alles weggenommen. Unter ihnen habe ich den Dusko Tadic erkannt und einen Kendic. Sie haben uns in einer Reihe aufgestellt und ins weiße Haus gebracht Am selben Tag begannen sie mit den Massentötungen und mit den Misshandlungen, sie benutzten alles, was sie in der Nähe hatten. Am meisten fiel mir ein Wärter beim Eingangstor auf. Das war der sogenannte Dule. Der hat sofort mit den Verhören begonnen. Am nächsten Tag haben sie mich auch zu einem Verhör gebracht Sie wollten mich zwingen, zuzugeben, dass ich bei dem Dorf Rizvanovic einen von ihren Soldaten umgebracht habe. Ich konnte das nicht zugeben, weil ich es nicht getan hatte. Sie haben mich so um die 2 Stunden festgehalten und mich sehr misshandelt Am Ende haben sie mich ins weiße Haus zurückgebracht, nicht lebendig, aber auch nicht tot Am Eingang des weißen Hauses stand Dusan Tadic, der mich mit einem Stock auf den Kopf gehauen und ins Zimmer gezwungen hat Nach zwei Tagen wurde mein Onkel zum Verhör geholt, und der Dule hat ihn persönlich zurückgebracht Er war besonders am Kopf sehr viel geschlagen worden.. An der Schläfe war eine Wunde sichtbar, mit der er keine Chance zum Überleben hatte. Ich bin zu meinem Onkel gegangen, um zu sehen, was mit ihm ist.

Zur Serie Bosnien: Bild 20

Ein anderer Wärter kam, und ich fragte ihn, ob er mir eine Flasche Wasser bringen könne. Er hat das erlaubt Als er zurückkam, hat er seine Söhne erwähnt Danach kam Tadic, und er hat geflucht, warum er ein grünes Barett trage. Danach hat er ihm noch zehn Schläge in die Brust gegeben, dann auf den Rücken noch über 20 Schläge mit einem dicken Kabel, Länge etwa 50 cm. Nach zehn Minuten ist der Mann gestorben. In der Nähe lag auch ein Mann aus Hambarine, dem auch beide Hände und Füße gebrochen worden waren. Er war am Rande des Todes. Dule kam zu ihm und ermordete ihn. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Sie haben vier Gefangenen befohlen, ihn wegzutragen in die Nähe eines Drahtzaunes.

Als ich in Omarska war, habe ich gesehen, wie sie große Reifen angezündet haben, in die sie später lebendige Menschen reinschmissen.

Ich kann mich auch an das schlimmste Ereignis erinnern, das ich je gesehen habe. Das war, wie sie Emir Jakupovic aus Kozarec gezwungen haben, einem anderen Mann die Geschlechtsorgane mit den Zähnen abzubeißen. Sie haben ihn später gezwungen, altes Öl zu trinken. Das musste er alles machen, um überhaupt leben zu bleiben. Ich sah auch, wie sie Menschen den Mund mit Draht zugenäht haben, dass man nicht hörte, wie sie schreien. Sie haben uns alle mit den schlimmsten Methoden gefoltert Der süßeste Tod war, wenn sie einen mit einem Schuss erledigten. Das war ziemlich selten. In Omarska blieb ich 22 Tage, und ich habe 22 kg abgenommen. Es gab fast nichts zu essen und zu trinken. Und alles, was es gab, war sauer oder salzlos.

Zur Serie Bosnien: Bild 26

Es mussten alle Spuren von Blut weggewaschen werden, die sich in der Halle befunden hatten. Vor der Nummer 3 saß eine kleine Anzahl von Lagerinsassen, die saßen zusammengepresst Der Gestank hat sich ausgebreitet, wo die größte Ansammlung von Blut war. Manche haben auch Teile von menschlichen Körpern in dem Blut gefunden. Sie haben diese mit Würde eingesammelt Zwischen den Überlebenden saß auch Habinovic Senad. Er hatte die Untaten von Nummer 3 überlebt Er saß und guckte ins Leere. Ich habe versucht, mit ihm in Kontakt zu kommen, aber ich habe es nicht geschafft, da die Wärter auf ihn sehr aufpassten. Im Lager war eine Arbeitsatmosphäre. Es brannte eine große Ansammlung von Müll, darunter persönliche Dokumente und damit die persönliche Identität der Menschen. Ein Mensch ohne diese ist niemand und nichts. Ohne die Dokumente kann man überhaupt nicht beweisen, dass man je existierte. Es wurden die Erinnerungen und die Vergangenheit meines Volkes verbrannt Die haben uns auch Chlor, eine Flüssigkeit in einem weißen Kanister, vorbeigebracht, um damit die Wände und den Boden der Halle zu säubern – eine plötzliche Anwandlung von Tieren mit einem menschlichen Aussehen. Im Vorbeigehen hat man gehört, dass sie einen Umtausch vorbereiten und dass alle nach Trnopolje gehen würden, manche auch nach Keraterm, und dass dort auch ein Lager sei, aber mit besseren Lebensbedingungen. Man hörte auch Gespräche zwischen ehemaligen Lagerinsassen von Trnopolje, die aus dem Lager schon vor einem Monaten zurückgebracht worden waren. Ich nutzte die Gelegenheit, um meine Jeans zu waschen, die ich bis dahin während des Waschens niemals abgelegt hatte. Es war ein schöner Augusttag. Den schönen Augusttag hat man auch gerne genutzt und genossen, obwohl man unglücklich war. Nachdem die Halle gesäubert worden war, mussten wir erstmal alles reinbringen. Das ist uns leicht gefallen, weil es nicht so viel zu tragen gab: Holzpaletten, die uns während des Lageraufenthalts als Betten gedient hatten. Ins Lager kam ein Lastwagen mit einer Aufschrift an der Tür OOUR Bosna Montaza. Das Fahrzeug hat neben der Nummer 3 angehalten und vor der Mauer, die fast zusammengebrochen war und voll mit den Schusspatronen, die Körper und Ziegelsteine zerschlagen haben. Arbeiter in Soldatenuniform haben versucht, eine Tür zu reparieren. Die haben Schweißaggregate angebracht und andere Maschinen, die sie für diese Zwecke benutzt haben. Heute kam auch das Essen ziemlich früh, und es hat uns angenehm überrascht; denn in den letzten Monaten gab es nicht oft etwas und nicht genug, um die Eingeweide des Menschen in irgendeiner haltbaren Funktion zu halten. Der Tag ging vorbei ohne größere Gefahren für uns Lagerinsassen, während wir aßen. Wahrscheinlich sind auch die Tschetniks müde geworden von dem vielen Umbringen.

Zur Serie Bosnien: Bild 31

Zur Beachtung

Die Stadt Zvornik hatte 30 000 Einwohner, und von denen waren 65 % Muslime. Jetzt ist der größte Teil der muslimischen Bevölkerung ermordet oder aus Zvornik vertrieben. So ist Zvornik jetzt eine ethnisch reine serbische Stadt. Während des muslimanischen Feiertages Korban-Bairan haben sie über Funk und Fernsehen verbreitet, dass das Volk frei nach Hause gehen könne, da es angeblich sicher sei. So ist das Volk nach Hause gegangen, und am gleichen Tag hat man 700 Menschen in Karaki geschlachtet Einen Teil der Leichen haben sie mit Baggern verscharrt, einen Teil haben sie in Krecani verbrannt, den dritten Teil haben sie in den Fluss Drina geschmissen. So gibt es heute kein einziges Gesicht muslimanischer Nationalität in der Stadt Zvornik mehr. So enthält diese Liste, die angefertigt worden ist, nur den Teil der Menschen, die in einem Wohnblock gewohnt haben.

Die serbische Regierung mit dem Slobodan Milosevic im Präsidialamt behauptet, dass Serbien nicht im Krieg sei, doch er persönlich zwingt das serbische Volk zum Krieg gegen Bosnien-Herzegowina.

Zur Serie Bosnien: Bild 36

Aus einer Laune heraus hat er uns gezwungen, zu singen, während er uns schlug. So ging das 14 Tage lang, ehe wir in Omarska ankamen. In Keraterm wurde erzahlt, dass, wer nach Omarska gelangt, nicht mehr zurückkommt Und dann kamen wir dreizehn nach Omarska. Dort wurden wir genauso wie in anderen Lagern mit Schlägen erwartet Dann haben sie uns in den Saum Nummer 15 gebracht, im ersten Stock gegenüber dem weißen Haus. Dort blieben wir, bis sie mich zum Verhör herausgeholt haben. Dort hat mich der Direktor des Nationalparks Kosara, Herr Radakovic, befragt Es gab Fragen wie „Wo ist dein Gewehr?“, „Wieviel hast du dafür bezahlt?“, „Wer hat die grünen Barretts organisiert?“ usw. Ich musste mich hinknieen und meine Kleidung über den Rücken hochziehen, so dass sie leichter auf meine Nieren schlagen konnten. Nach den Befragungen gingen wir ins Freie, auf die Piste, und dort blieben wir 15 bis 20 Tage. Auf der Piste war es ziemlich schwer. Die vom Lager der Tschetniks kamen, wurden sofort geschlagen. Auf der Piste musste man den ganzen Tag in der Sonne auf dem Bauch liegen, was unerträglich war. Jeden Tag wurden Menschen ermordet Wir wurden mit Hunger und Durst gefoltert, und es wurde immer schlimmer und schlimmer. Oft kamen am Nachmittag die Tschetniks, um die Lagerinsassen zu schlagen. So kam auch eines Tages Dule Tadic mit seinen Leuten in Tarnanzügen, das war in der Mitte des Monats Juli. Wir lagen alle auf den Bäuchen. Auf einmal hörte man schlimmes Jaulen und Schreien, das aus einer kleinen Garage kam, die sich hinter der Kantine befand. Aus dieser Garage kamen nach meiner Schätzung um die 30 Lagerinsassen. Und er meinte: Du gehst mit uns und zeigst uns den Weg nach Kozarac. Ich musste mit denen gehen. Ich drehte mich zu meinen Kusins und meinen Freunden um. Die guckten mich so traurig an. Ich bin gegangen und hörte nach 50 Metern Schreie und Schießerei. Die Tschetniks haben den Rest meiner Kusins und meiner Freunde ermordet Ich bin weitergangen auf dem Weg nach Kozarac. Als wir bei den ersten Häusern ankamen, haben wir erst mal angehalten. Die fragten mich, wo das Dorf Rajkovici liegt, und dort haben sie Stellung bezogen. In den Häusern gab es einen alten Mann und eine alte Frau. Ein Tschetnik fragte, was sie mit mir machen sollten.

Zur Serie Bosnien: Bild 41

2 Panzer und 1200 Granaten. In den Auseinandersetzungen haben wir auch drei Panzer zerstört. Unsere Nachbar-Moslems aus Setic, Klise und Delic haben den großen Fehler begangen, ganz viel Bewaffnung zu haben, sie waren die am meisten bewaffneten Dörfer der Gemeinde Zvornik. All diese Rüstung haben sie den Serben abgegeben, so dass die Tschetniks die gesamte Bevölkerung dieser Dörfer gefangennahmen. Die 3 Dörfer haben ungefähr 5000 Einwohner. Während der Gefangennahme wurden junge Frauen vergewaltigt, sie haben den Frauen große Misshandlungen zugefügt Sie haben Teile ihrer Körper abgeschnitten. Ich habe all das mit meinen Augen gesehen. Als wir ein Bataillon – 40 Männer , von denen 20 mit und 20 ohne Waffen waren – losgeschickt hatten, gingen wir so nahe an die heran, dass wir alles sehen konnten. Unter der großen Bevölkerung haben die Tschetniks vor allem die Frauen ausgewählt Die haben alles gemacht vergewaltigt und auch Finger abgeschnitten, um Gold und Singe von den Händen abzubekommen, und andere Teile des Körpers abgeschnitten. Ich kann mich gut erinnern. AU die Menschen haben so geschrien, dass man von einer großen Verbitterung und von Hass erfasst wurde und eine große Tapferkeit gegen die Tschetniks in sich fühlte. Durch Funk haben wir uns mit Potok und Sjenokos in Verbindung gesetzt und verabreden wollen, dass wir die Tschetniks angreifen. Wir bekamen eine negative Antwort Diese Dörfer sind verbrannt, manche Menschen sind verschwunden, manche sind geschlachtet worden. Alle diese Geschehnisse habe ich weinend gesehen. Die Bewohner von Elise, Düic und Setic sind ins Lager Zvornik gebracht worden. Als die Tschetniks aus Elise weggingen, sind wir ins Dorf reingekommen und haben die geschlachteten und getöteten Menschen begraben, wie man es nach dem muslimischen Glauben tut Alle diese Menschen waren ohne Augen, Köpfe, Beine, ohne ein Auge. Ich werde mich immer an all die im kleinen Flüsschen verstreuten Körper erinnern. Im Nachbardorf gibt es noch ungefähr 500 Menschen, von denen jetzt ungefähr 300 Jugendliche unter 30 Jahren sind.

Zur Serie Bosnien: Bild 46

Am Morgen um 9 Uhr 15 haben sie uns in einen Lastwagen geschmissen und nach Vlasenica ins Polizeigebäude gebracht Im Polizeigebäude haben sie uns in die 1. Etage gebracht Dort sahen wir vier Räume voll mit Gefangenen. Wir blieben da keine 15 Minuten, als Tschetnik-Spezialeinheiten kamen, um uns drei abzuholen. Sie meinten, es sollten die drei Leute rauskommen, die bei Luke in Richtung Eladanj gefangengenommen worden sind. Als wir rauskamen, haben sie uns mit Schlägen in Richtung des Polizeigebäudes gebracht Die brachten uns zum dritten Stockwerk in einen Raum. Dort haben wir Mujo Bjelic getroffen, um die 72 Jahre alt Die haben uns befohlen, dass wir uns bis zur Gürtellinie nackt ausziehen und dass wir uns mit gespreizten Beinen auf den Boden setzen. Die haben erst den alten Mujo befragt Sie fragten ihn, wo sein Sohn sei, da er ein Maschinengewehr der Territorialeinheiten besaß. Er sagte nichts, er sagte nur, dass er nichts weiß. Stevo Stanojevic oder Stojanovic hat ihn verhört und ihn geschlagen. Er hatte in den Händen ein großes Messer. Erst hat er Mujo mit Soldatenstiefeln nach den Beinen getreten, dann in die Brust und die Nieren und die Rippen. Dann hat er mit dem Messer angefangen, am Hals und an der Brust zu kratzen. Er hat mit vier Ritzen ein Kreuz auf dem Kopf gemacht und die Haut weggemacht Das Blut ist nach allen Seiten geflossen. Als der Mujo schon erledigt war, haben sie ihn an zwei Händen gepackt und die Treppen hinuntergezogen. Und Matic Radeniko hat sein Gewehr auf uns drei gerichtet Und Stevo hat gesagt, dass er sofort schießen soll, wenn sich einer von uns bewegt. Nach zehn Minuten kamen die zwei zurück. Dann kam ich an die Reihe. Erstmal hat man mich auf die Beine geschlagen, in den Bauch und in die Brust Dann hat man mir gesagt, wenn ich lügen würde, würde es mir schlimmer ergehen als dem Mujo. Auf alles, was sie fragen würden, müsste ich mit der Wahrheit antworten. Sie fragten, wo unsere Armee sei, wie viele es seien und wo meine Waffen seien. Ich sagte, dass ich nicht wüsste, wo die Armee sei. Und an Gewehren hätten die nur ein Jagdgewehr mit Erlaubnis. Und dass ich selbst keine Waffen hätte. Der hat angefangen, mich zu schlagen und mit dem Messer am Hals zu verletzen. Der hat über alles geflucht. Ich habe gesagt, dass ich nichts weiß und dass er machen solle, was er will.