Hamburger Abendblatt, 15.02.1968

Zu früher Auftritt? Virtuose junge Zeichner

Günther Cordes, Heiner Studt und Uwe Zimmer in der Galerie 13

Historisches Archiv · Nr. 39 vom 15.02.1968 · Seite 17

Kein Zweifel über ihr Können. Sie haben gelernt, was sich lernen läßt, haben es in der Handhabung der zeichnerischen Mittel zu einer technischen Perfektion gebracht, die bemerkenswert ist. Doch fragt man sich ernsthaft, ob und wie eine Weiterentwicklung möglich scheint, weil das meiste allzu gekonnt ist.

Alle drei bemühen sich um ein neues Verhältnis zum Gegenstand. Studt findet es in einer fast klassisch zu nennenden Naturalistik (bestes Beispiel: das Innere einer Hand). Bei Uwe Zimmer, der mit allen Variationen zwischen Schwarz und Weiß spielt, gerät es manchmal in die Nähe des Fotografischen. Nur bei Cordes spürt man etwas mehr als die technische Perfektion, wenn er in den „Metamorphosen“ betitelten Blättern bei barocken, aber anatomisch richtigen, bewegten Formen die Wandlung der Puppe zum Menschen vollzieht.

Zugegeben: Die Qualität des zeichnerischen Vermögens der drei noch in der Ausbildung befindlichen Künstler mag in diesem Falle das Hervortreten an die Öffentlichkeit rechtfertigen. Allein, wie wird es sein, wenn in Zukunft immer mehr Schüler unter Berufung darauf, daß dem einen recht sei, was dem andern billig ist, in die Ausstellungen drängen?

CHR. OTTO FRENZEL