Vom Sein und Vergehen
Arbeiten von H. Studt bei Huber & Treff
Jena, (tlz) Noch bis zum 29. Mai zeigt die Kunsthandlung Huber & Treff im Ausstellungsraum in der Knebelstraße 19 Arbeiten von Heiner Studt aus Hamburg: ein großes Ölbild von 1983 und Drucke mit Abmessungen von 20 cm bis zu 2 m aus den Jahren 1993 bis 2004.
Die Exponate stellen überwiegend Bauwerke dar: das Forum Romanum, aus dem Industriegelände in Bitterfeld, im Hamburger Freihäfen, besonders aber Jenaer Motive, so Straßenzüge in den Heimstätten und die „Dominante“, das ehemalige Universitätshochhaus.
Der 1942 geborene Künstler geht bei seinen Drucken stets von Fotografien aus. In diese trägt er Kratzspuren ein, übergeht die Fotos mit Tusche, hellt Lichtpartien auf, verstärkt Dunkelheiten, nimmt Schärfen weg, vergrößert oder verkleinert die Fotos und bearbeitet sie erneut, so dass differenzierte Abstufungen von Grauwerten entstehen. Abschließend werden die vielfältig überarbeiteten Fotos – ebenfalls aufwändig — auf Offset-Druckplatten übertragen und mit Falzbein per Hand abgerieben. Der Künstler hat dieses Verfahren selbst entwickelt und nennt seine Werke Handoffsetdrucke.
Dem einzigen Natur-Exponat der Ausstellung hat Studt die Unterschrift beigefügt „So du issest von den Beeren des Strauches, wirst du Süße haben und Bitternis“; das deutet auf Nachdenklichkeit hin. Außer den Aufhellungen und Abdunklungen fallen in den Handoffsetdrucken immer wieder die spontanen Kratzspuren auf, fast ein Markenzeichen des Künstlers. Sie haben wesentliche formal-gestalterische Funktionen, signalisieren aber auch Altern, Verfallen und Zerstören. Studt stimmt zu, dass sein großes Thema Sein und Vergehen, Leben und Tod“ ist. So sieht er den Jenaer Tuirm auch nicht nur in seinem renovierten Glanz, sondern auch seine künftigen Alterungsprozesse. Es wäre sehr zu wünschen, dass einer der großen und einzigartigen „Dominante“-Drucke von der Stadt Jena erworben werden könnte und so in Jena bleibt.
ACHIM HEIDEMANN