Minerophilo berolinensis

Zwei Erdexpansionisten, erschüttert

Berlin 2013

„Hier ist wohl der Teufel los?!“, rief der Globenmann Klaus Vogel aus Werdau in das Inferno, das ihn und seinen Mitstreiter Heiner Studt aus Hamburg umbrauste. Beide wollten eigentlich mit dem Auto zu geologischen Aufschlüssen fahren, um daran über die Expansion der Erde zu philosophieren; z.B. am „Roten Kamm“ bei Schlema. Doch es kam plötzlich völlig anders. Vor ihnen brach mit Blitz, Rauch und Donner die Erdkruste auf, Wassermassen flossen, verborgene Klüfte, Schichten, Gänge und Flöze wurden sichtbar, und Schwefelgestank erfüllte die elektrisierte Luft. Die Garage war völlig blockiert.

„Das ist die Sintflut oder die A p o k a l y p s e !“, schrie Heiner Studt in höchster Erregung.

„Quatsch, der Teufel ist los!“, widersprach der Goethe-Kenner Klaus Vogel: denn er glaubte, im Getöse einen Pudel gesehen zu haben. Einen Pudel wie im Faust? Nein! Diesmal war Satanas als „Fromme Helene“ mit Dutt und Knollennase erschienen, frei nach Wilhelm Busch. So verkleidet sprang er leibhaftig auf den Felsen umher und belehrte die beiden erschrockenen Männer mit Stentorstimme: „Ja, ich bin der Teufel, Luzifer alias Mephisto, den ihr Menschen glaubt, abgeschafft zu haben wie den Äther, obwohl auch ich ständig wirksam bin und euch Menschen zu beherrschen suche.“

„Wie schrecklich!“ rief Heiner Studt, „ich bin erschüttert.“

Der Teufel: „Ihr törichten Menschen, hört endlich auf, über die Erde klugschietern zu wollen! Lass ab, Klaus Vogel, die Erde als wachsenden Erdball darzustellen! Nimm hin, dass die Menschen im Irrtum leben w o l l e n und auch über Plattentektonik und Subduktion zanken und streiten müssen! Nur so, im Irrtum, lässt sich zeitlos über Erdbeben und Vulkanismus schwadronieren, wobei die wahren Ursachen dafür nicht begriffen werden. Leid und Elend durch Naturkatastrophen werden auch in Zukunft die Regel sein. Und ich – der Teufel – habe großen Gefallen daran, besonders an Zwietracht und Missgunst unter Wissenschaftlern, deren Lehrbücher nur für die Tonne taugen.“

Klaus Vogel: „Aber das ist ja teuflisch, denn die Erdexpansion ist doch reell sichtbar und überprüfbar! Außerdem will ich endlich wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält u n d sprengt.“

Der Teufel: „Wart’s doch ab! Du wirst’s früh genug erfahren, spätestens mit 100 oder im Jenseits.“

Da ertönten Werdauer Kirchenglocken, und der Leibhaftige räumte fluchtartig und fluchend das Feld. Schweißgebadet wachte Klaus Vogel aus seinem Alptraum auf. Heiner Studt hielt das Ereignis künstlerisch im Bild fest. Minerophilus Berolinensis lieferte das fiktive Protokoll darüber.